Bw Markus Beermann ist Geschäftsführer der THYSSEN Schachtbau und der OLKO-Maschinentechnik mit Mammutprojekten im Hohen Norden des Landes.
Das „Bw“ vor seinem Namen trägt Markus Beermann mit dem unverkennbar eingefärbten „Ruhrpott“-Zungenschlag mit einigem Selbstbewusstsein. Besonders wenn sein Gegenüber es als Kürzel für „Bergwerker“ und nicht richtigerweise als eines für Betriebswirt auslegt. Denn hier ins Ruhrgebiet, gewachsen aus Kohle und Stahl, gehört er hin, quasi von Geburt in Wattenscheid an und per Ausbildung von der Pieke auf in der Bergbauindustrie – angefangen bei THYSSEN Schachtbau im Jahr 1987.
Es ist seine erste Geschäftsreise nach Russland seit über einem Jahr, Stichwort „Corona“. Gemeinhin sei er zuvor so gut wie jeden Monat des Jahres hier gewesen. Aus besten Gründen. Norilsk, beinahe 3.000 Kilometer und über vier Flugstunden von Moskau entfernt, die nördlichste Großstadt der Welt in der Region Krasnojarsk, ist der ewig kalte, aber heiß geliebte Standort des bedeutendsten Projekts des Firmenkonsortiums, denn das finanzielle Projektvolumen beziffert Markus Beermann auf beachtliche 950 Millionen Euro. Dort ist neben Platinum und Kupfer auch eines der weltweit ertragsreichsten Abbau-Zentren von Nickel, das hier bereits seit 1920 aus dem Permafrostboden gewonnen wird. Im sowjetischen „Norilsker Kombinat“ arbeiteten unter schlimmsten „Gulag“-Bedingungen seit 1935 bis in die frühen 1950er-Jahre bis zu 90.000 Menschen. In der heutigen Russischen Föderation ist es längst privatisiert und gehört zum Investorenbesitz zweier Oligarchen.
Mit über 150 Jahren THYSSEN-Geschichte in Mülheim an der Ruhr, traditionell auf Basis des Ruhrgebiets-Steinkohleabbaus, und im Verein mit der seit 2012 zum Konzern gehörigen OLKO-Maschinentechnik aus dem westfälischen Olfen, gilt der erfolgreiche Unternehmensverbund heute als global führender Systemanbieter auf den verschiedensten Bergbau-Spezialgebieten, professionell und erfahren für einen so ehrgeizigen Auftrag im Permafrost dieser extrem an Naturschätzen reichen Region. Im November 2007 erfolgte bereits der erste Spatenstich in Norilsk. Das Pilotprojekt gehört seitdem zum Paradeportfolio der Firma mit seinen ganz eigenen Herausforderungen. „Mit einer Teufe von 2.054 Metern machen wir sowohl im Wetterschacht wie auch im Produktionsschacht mit einer speziell für dieses Projekt ausgeklügelten Abteuftechnik den Weg frei zum Rohstoff für den Auftraggeber“, umreißt Markus Beermann schlicht, aber stolz die gewaltige Arbeitsleistung aller Kollegen vor Ort. Unter der Leitung von Dr. Oleg Kaledin, der vom ersten Tag an dabei ist und die Verantwortung für dieses Megaprojekt trägt, sind im Laufe des Projektes mehr als 1.000 Mitarbeiter zum Einsatz gekommen. „Neben den technischen Innovationen muss auch immer wieder die Arbeitsleistung eines jeden einzelnen Kollegen unter diesen Bedingungen hervorgehoben werden“, lobt Markus Beermann.
„Wie beeinflusst die „endlose“ Corona-Pandemie mit ihren einschneidenden Einreisebeschränkungen den Fortgang Ihrer Abbauprojekte durch Ihre Spezialisten – sind lokal ausgebildete Arbeitskräfte einsetzbar?“Kaum ein negativer Einfluss sei dadurch zu beklagen, weil die Mannschaft vor Ort sich mit dem Projekt identifiziere und auf Einschränkungen im Privatleben eingestellt sei. Durch die behördlich angeordneten Reiseverbote seien einzelne Kollegen wochenlang von ihren Familien getrennt gewesen. Dies werde immer wieder von Herrn Dr. Kaledin und seinen engsten Führungskräften, Wilhelm Borgens und Andreas Neff, durch geeignete Maßnahmen kompensiert. In diesem Zusammenhang drängt sich die Frage auf: „Welche hinderlichen Besonderheiten haben Sie erlebt und erleben Sie im geschäftlichen und persönlichen Umgang mit Russland – im Geschäftsgebaren, in der Bürokratie, in Mentalitätsunterschieden?” Da gibt Beermann unumwunden zu, dass er aufgrund so mancher eingefleischter Stereotype vor seinen ersten Begegnungen mit den östlichen Kunden und Mitarbeitern eine eher unbestimmte, nicht gerade empathische Einstellung hatte. Die sei aber längst einem tiefen Respekt vor der Arbeitsleistung, Kreativität und Widerstandskraft unter solch extremen Bedingungen gewichen. Genauso wie der Achtung vor der selbstbewussten „Meinungsstärke” seiner russischen Verhandlungspartner. Dazu erinnert er sich an den deftigen Einwurf während einer gelinden kontroversen Diskussion: „Wir sind auch schon auf dem Mond gewesen und Ihr seid noch zu blöd, Löcher in den Schnee zu pinkeln.“ Von der nicht enden wollenden gegenseitigen Sanktionspolitik sieht Markus Beermann seine Projekte kaum betroffen. Die erforderliche Maschinerie sei technologisch so individuell-innovativ, so deutsch-qualitätsgebunden, dass der so gut wie komplette Import mit Sondergenehmigungen einfach unumgänglich sei – ein zeitraubendes Unterfangen über den langen Schiffsweg oder vereinzelt auch ebenso beschwerlich per Lastkraftwagen. Größere Sorgen bereiten ihm da schon die regelmäßigen Rubel-Schwankungen.
Auf die Frage „Wer sind Ihre wichtigsten Konkurrenten in den hiesigen Aktivmärkten und wodurch hebt sich die Expertise Ihres Unternehmens von diesen ab?“, antwortet Markus Beermann sichtlich selbstbewusst und entspannt. Ja, da gäbe es zwar Wettbewerb, aber das müsse auch so sein, denn nur so könne man sich ständig hinterfragen und verbessern. „Das traditionell gewachsene Know-how, die innovationsstarke, auf das individuelle Projekt passgenau abgestimmte Technologie, die Verlässlichkeit betreffend Abwicklung und Termineinhaltung“, rechnet er die Bonuspunkte seiner Betriebe auf und betont ganz besonders die Prioritätsmaxime „Sicherheit“ bei allen Planungen und Aktivitäten, angesichts der immer wieder spektakulären tödlichen Unfälle im weltweiten Bergbaubereich.
Natürlich hat das Unternehmen auch anderswo in Russland, wie zum Beispiel im Kaliningrader Gebiet und für Ural-Kali, sowie in anderen Ländern gewinnbringende Bergbau-Geschichte geschrieben – wie im Osten in Kasachstan und Belarus. Aber mit den bereits angelaufenen weiteren Projektaussichten im Finanzwert von mehreren Hundert Millionen Euro schaut Markus Beermann in eine unbedingt prospektive Zukunft hier im Russischen für THYSSEN Schachtbau/OLKO-Maschinentechnik. „Glückauf!”
Interview: „In Russland liegt unsere Zukunft“
Bw Markus Beermann ist Geschäftsführer der THYSSEN Schachtbau und der OLKO-Maschinentechnik mit Mammutprojekten im Hohen Norden des Landes.
Das „Bw“ vor seinem Namen trägt Markus Beermann mit dem unverkennbar eingefärbten „Ruhrpott“-Zungenschlag mit einigem Selbstbewusstsein. Besonders wenn sein Gegenüber es als Kürzel für „Bergwerker“ und nicht richtigerweise als eines für Betriebswirt auslegt. Denn hier ins Ruhrgebiet, gewachsen aus Kohle und Stahl, gehört er hin, quasi von Geburt in Wattenscheid an und per Ausbildung von der Pieke auf in der Bergbauindustrie – angefangen bei THYSSEN Schachtbau im Jahr 1987.
Es ist seine erste Geschäftsreise nach Russland seit über einem Jahr, Stichwort „Corona“. Gemeinhin sei er zuvor so gut wie jeden Monat des Jahres hier gewesen. Aus besten Gründen. Norilsk, beinahe 3.000 Kilometer und über vier Flugstunden von Moskau entfernt, die nördlichste Großstadt der Welt in der Region Krasnojarsk, ist der ewig kalte, aber heiß geliebte Standort des bedeutendsten Projekts des Firmenkonsortiums, denn das finanzielle Projektvolumen beziffert Markus Beermann auf beachtliche 950 Millionen Euro. Dort ist neben Platinum und Kupfer auch eines der weltweit ertragsreichsten Abbau-Zentren von Nickel, das hier bereits seit 1920 aus dem Permafrostboden gewonnen wird. Im sowjetischen „Norilsker Kombinat“ arbeiteten unter schlimmsten „Gulag“-Bedingungen seit 1935 bis in die frühen 1950er-Jahre bis zu 90.000 Menschen. In der heutigen Russischen Föderation ist es längst privatisiert und gehört zum Investorenbesitz zweier Oligarchen.
Mit über 150 Jahren THYSSEN-Geschichte in Mülheim an der Ruhr, traditionell auf Basis des Ruhrgebiets-Steinkohleabbaus, und im Verein mit der seit 2012 zum Konzern gehörigen OLKO-Maschinentechnik aus dem westfälischen Olfen, gilt der erfolgreiche Unternehmensverbund heute als global führender Systemanbieter auf den verschiedensten Bergbau-Spezialgebieten, professionell und erfahren für einen so ehrgeizigen Auftrag im Permafrost dieser extrem an Naturschätzen reichen Region. Im November 2007 erfolgte bereits der erste Spatenstich in Norilsk. Das Pilotprojekt gehört seitdem zum Paradeportfolio der Firma mit seinen ganz eigenen Herausforderungen. „Mit einer Teufe von 2.054 Metern machen wir sowohl im Wetterschacht wie auch im Produktionsschacht mit einer speziell für dieses Projekt ausgeklügelten Abteuftechnik den Weg frei zum Rohstoff für den Auftraggeber“, umreißt Markus Beermann schlicht, aber stolz die gewaltige Arbeitsleistung aller Kollegen vor Ort. Unter der Leitung von Dr. Oleg Kaledin, der vom ersten Tag an dabei ist und die Verantwortung für dieses Megaprojekt trägt, sind im Laufe des Projektes mehr als 1.000 Mitarbeiter zum Einsatz gekommen. „Neben den technischen Innovationen muss auch immer wieder die Arbeitsleistung eines jeden einzelnen Kollegen unter diesen Bedingungen hervorgehoben werden“, lobt Markus Beermann.
„Wie beeinflusst die „endlose“ Corona-Pandemie mit ihren einschneidenden Einreisebeschränkungen den Fortgang Ihrer Abbauprojekte durch Ihre Spezialisten – sind lokal ausgebildete Arbeitskräfte einsetzbar?“ Kaum ein negativer Einfluss sei dadurch zu beklagen, weil die Mannschaft vor Ort sich mit dem Projekt identifiziere und auf Einschränkungen im Privatleben eingestellt sei. Durch die behördlich angeordneten Reiseverbote seien einzelne Kollegen wochenlang von ihren Familien getrennt gewesen. Dies werde immer wieder von Herrn Dr. Kaledin und seinen engsten Führungskräften, Wilhelm Borgens und Andreas Neff, durch geeignete Maßnahmen kompensiert. In diesem Zusammenhang drängt sich die Frage auf: „Welche hinderlichen Besonderheiten haben Sie erlebt und erleben Sie im geschäftlichen und persönlichen Umgang mit Russland – im Geschäftsgebaren, in der Bürokratie, in Mentalitätsunterschieden?” Da gibt Beermann unumwunden zu, dass er aufgrund so mancher eingefleischter Stereotype vor seinen ersten Begegnungen mit den östlichen Kunden und Mitarbeitern eine eher unbestimmte, nicht gerade empathische Einstellung hatte. Die sei aber längst einem tiefen Respekt vor der Arbeitsleistung, Kreativität und Widerstandskraft unter solch extremen Bedingungen gewichen. Genauso wie der Achtung vor der selbstbewussten „Meinungsstärke” seiner russischen Verhandlungspartner. Dazu erinnert er sich an den deftigen Einwurf während einer gelinden kontroversen Diskussion: „Wir sind auch schon auf dem Mond gewesen und Ihr seid noch zu blöd, Löcher in den Schnee zu pinkeln.“ Von der nicht enden wollenden gegenseitigen Sanktionspolitik sieht Markus Beermann seine Projekte kaum betroffen. Die erforderliche Maschinerie sei technologisch so individuell-innovativ, so deutsch-qualitätsgebunden, dass der so gut wie komplette Import mit Sondergenehmigungen einfach unumgänglich sei – ein zeitraubendes Unterfangen über den langen Schiffsweg oder vereinzelt auch ebenso beschwerlich per Lastkraftwagen. Größere Sorgen bereiten ihm da schon die regelmäßigen Rubel-Schwankungen.
Auf die Frage „Wer sind Ihre wichtigsten Konkurrenten in den hiesigen Aktivmärkten und wodurch hebt sich die Expertise Ihres Unternehmens von diesen ab?“, antwortet Markus Beermann sichtlich selbstbewusst und entspannt. Ja, da gäbe es zwar Wettbewerb, aber das müsse auch so sein, denn nur so könne man sich ständig hinterfragen und verbessern. „Das traditionell gewachsene Know-how, die innovationsstarke, auf das individuelle Projekt passgenau abgestimmte Technologie, die Verlässlichkeit betreffend Abwicklung und Termineinhaltung“, rechnet er die Bonuspunkte seiner Betriebe auf und betont ganz besonders die Prioritätsmaxime „Sicherheit“ bei allen Planungen und Aktivitäten, angesichts der immer wieder spektakulären tödlichen Unfälle im weltweiten Bergbaubereich.
Natürlich hat das Unternehmen auch anderswo in Russland, wie zum Beispiel im Kaliningrader Gebiet und für Ural-Kali, sowie in anderen Ländern gewinnbringende Bergbau-Geschichte geschrieben – wie im Osten in Kasachstan und Belarus. Aber mit den bereits angelaufenen weiteren Projektaussichten im Finanzwert von mehreren Hundert Millionen Euro schaut Markus Beermann in eine unbedingt prospektive Zukunft hier im Russischen für THYSSEN Schachtbau/OLKO-Maschinentechnik. „Glückauf!”
Frank Ebbecke