Was wäre wenn? Hätte die Perestroika-Politik des Sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow möglichweise zu einer besseren wirtschaftlichen Entwicklung in Russland geführt als die seines Nachfolgers Boris Jelzin?
Was wäre wenn? Wenn Gorbatschow im August 1991 nicht nach Foros auf der Krim gefahren wäre um dort von den Putschisten unter Hausarrest gestellt zu werden, wäre der neue Unionsvertrag am 20. August 1991 womöglich wie geplant unterschrieben worden. In diesem Fall hätte die Sowjetunion in einer veränderten Form weiter existieren können – mit Ausnahme der Baltischen Staaten und möglicherweise Georgien und Armenien. Jedoch – und das ist das Entscheidende – mit der Ukraine und Belarus.
Demokratisch und marktwirtschaftlich
Die UdSSR hätte mit dem neuen Vertrag ein demokratisches Fundament bekommen und Russland wäre nicht in dem halb-anarchischen Chaos der 1990er Jahre versunken, das schlussendlich und wenig überraschend in der Rückkehr zu einem autokratischen System endete.
Abgesehen von der demokratisch-politischen Entwicklung, hätte sich auch das Wirtschafssystem der Sowjetunion wahrscheinlich in eine Marktwirtschaft transformiert. Oder besser gesagt in eine soziale Marktwirtschaft, wie es Gorbatschows Ziel war. Er wollte „Wohlstand für alle“, nach dem Vorbild des früheren deutschen Bundeskanzlers Ludwig Erhard, dem Vater des Wirtschaftswunders der Nachkriegszeit.
Gorbatschows Politik zu langfristig?
Allerdings hatte Gorbatschows langfristig orientierte und ausgewogene Politik nicht dem damaligen Zeitgeist entsprochen. Er war nicht bereit eine schnelle und umfassende Privatisierung der Wirtschaft und einen freien Markt zuzulassen. Das „freie“ Volk durstete jedoch genau danach – die Menschen wollten schnelle Veränderungen und eine sofortige Verbesserung ihrer Lebensqualität. Auch deshalb konnte mit Boris Jelzin ein populistischer Politiker die Macht an sich reißen, der das Land infolge in Windeseile und radikal liberalisierte. Dies hat zu einer Umverteilung der Filetstücke der sowjetischen Wirtschaft an Freunde und Bekannte geführt, was wiederum in einer enormen Ungleichheit der russischen Gesellschaft gipfelte. Leider ist dieser Zustand auch unter Präsident Putin erhalten.
Aus heutiger Sicht besteht Gorbatschows größter Verdienst darin, das Unternehmertum, das fast 70 Jahre lang verboten war, wieder zu erlauben. Damit hat er sozusagen die Büchse der Pandora geöffnet. Allerdings waren viele Menschen in Russland nicht auf die neugewonnene Freiheit vorbereitet. Schlussendlich wurde das Ziel „Wohlstand für alle“ nicht erreicht. Stattdessen gab es unter seinem Nachfolger Boris Jelzin „Wohlstand für Wenige“.
Prof. Ruslan Grinberg
Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Wirtschaft an der Russischen Akademie der Wissenschaften
Grinberg kommentiert: Gorbatschow gab uns die Freiheit und öffnete zugleich die Büchse der Pandora
Was wäre wenn? Hätte die Perestroika-Politik des Sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow möglichweise zu einer besseren wirtschaftlichen Entwicklung in Russland geführt als die seines Nachfolgers Boris Jelzin?
Was wäre wenn? Wenn Gorbatschow im August 1991 nicht nach Foros auf der Krim gefahren wäre um dort von den Putschisten unter Hausarrest gestellt zu werden, wäre der neue Unionsvertrag am 20. August 1991 womöglich wie geplant unterschrieben worden. In diesem Fall hätte die Sowjetunion in einer veränderten Form weiter existieren können – mit Ausnahme der Baltischen Staaten und möglicherweise Georgien und Armenien. Jedoch – und das ist das Entscheidende – mit der Ukraine und Belarus.
Demokratisch und marktwirtschaftlich
Die UdSSR hätte mit dem neuen Vertrag ein demokratisches Fundament bekommen und Russland wäre nicht in dem halb-anarchischen Chaos der 1990er Jahre versunken, das schlussendlich und wenig überraschend in der Rückkehr zu einem autokratischen System endete.
Abgesehen von der demokratisch-politischen Entwicklung, hätte sich auch das Wirtschafssystem der Sowjetunion wahrscheinlich in eine Marktwirtschaft transformiert. Oder besser gesagt in eine soziale Marktwirtschaft, wie es Gorbatschows Ziel war. Er wollte „Wohlstand für alle“, nach dem Vorbild des früheren deutschen Bundeskanzlers Ludwig Erhard, dem Vater des Wirtschaftswunders der Nachkriegszeit.
Gorbatschows Politik zu langfristig?
Allerdings hatte Gorbatschows langfristig orientierte und ausgewogene Politik nicht dem damaligen Zeitgeist entsprochen. Er war nicht bereit eine schnelle und umfassende Privatisierung der Wirtschaft und einen freien Markt zuzulassen. Das „freie“ Volk durstete jedoch genau danach – die Menschen wollten schnelle Veränderungen und eine sofortige Verbesserung ihrer Lebensqualität. Auch deshalb konnte mit Boris Jelzin ein populistischer Politiker die Macht an sich reißen, der das Land infolge in Windeseile und radikal liberalisierte. Dies hat zu einer Umverteilung der Filetstücke der sowjetischen Wirtschaft an Freunde und Bekannte geführt, was wiederum in einer enormen Ungleichheit der russischen Gesellschaft gipfelte. Leider ist dieser Zustand auch unter Präsident Putin erhalten.
Aus heutiger Sicht besteht Gorbatschows größter Verdienst darin, das Unternehmertum, das fast 70 Jahre lang verboten war, wieder zu erlauben. Damit hat er sozusagen die Büchse der Pandora geöffnet. Allerdings waren viele Menschen in Russland nicht auf die neugewonnene Freiheit vorbereitet. Schlussendlich wurde das Ziel „Wohlstand für alle“ nicht erreicht. Stattdessen gab es unter seinem Nachfolger Boris Jelzin „Wohlstand für Wenige“.
Prof. Ruslan Grinberg
Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Wirtschaft an der Russischen Akademie der Wissenschaften