Das deutsche Unternehmen Inorms kümmert sich um die Zertifizierung von Produkten, die für den russischen und eurasischen Markt bestimmt sind. Zertifizierungsspezialist Jegor Schatov erklärt, warum der Zertifizierungsprozess per se aufwendig ist und worauf man bei der Wahl eines zuverlässigen Partners achten sollte.
Herr Schatov, lassen Sie uns über Import und Zertifizierung sprechen. Seit Jahren wird innerhalb Russlands und den EAWU-Mitgliedstaaten über die Vereinfachung von Prozessen gesprochen. Auch die Digitalisierung soll dabei eine entscheidende Rolle spielen. Konnten Sie bereits Fortschritte beobachten?
In der Tat gab es über die Jahre viele kleine Verbesserungen beim Import- und Zertifizierungsprozess. Diese finden durch eine permanente Implementierung der neuen technische Regelwerken TR ZU/EAWU statt, die die bisherigen nationalen Regeln sowie die russische GOST und TR-Zertifizierung schrittweise außer Kraft setzen. Auffällig ist, dass die technischen Regelwerke der EAWU viele Gemeinsamkeiten mit den EU-Konformitätsrichtlinien aufweisen.
Grundsätzlich bieten diese Vereinfachungen viele Vorteile. Es ist schon sehr praktisch, mit einem einzigen EAC-Zertifikat bzw. einer EAC-Deklaration die Konformitätsvorschriften mehrerer Staaten gleichzeitig zu erfüllen. Zudem werden die erstellten Zertifikate und Deklarationen neuerdings in einem einheitlichen Register des nationalen Akkreditierungssystems gespeichert und sind dadurch online zugänglich, inklusive Informationen zum Hersteller, den angewendeten Normen, der durchgeführten Prüfungen und der Zulassungsdauer. Auch das ist ein Schritt nach vorne.
Die EAWU hat kürzlich Pläne angekündigt, ein länderübergreifendes Informationssystem für Zolldaten und nationale Mautsysteme zu sammeln und auszutauschen. Wie ernst nehmen Sie die Initiative und was sind derzeit die größten Herausforderungen?
Was die Importabwicklung von Waren in der EAWU angeht, so werden digitale Technologien hier schon seit Längerem angewandt, u. a. können Frachtpapiere und Zulassungsdokumente in Russland und Belarus fast überall digital eingereicht und verarbeitet werden. Und auch in Kasachstan, Armenien und Kirgisistan können die Spediteure seit 2018 ihre Zollerklärungen elektronisch einreichen.
Eine weitere, aktuelle Digitalisierungsmaßnahme ist die Kennzeichnung von Waren. Dabei müssen Informationen über das importierte Produkt, den Hersteller und den Herstellungsort zusammen mit der elektronischen Zollerklärung geführt und eingereicht werden. Russland will bis 2024 ein einheitliches nationales Kennzeichnungssystem in allen Industriezweigen aufbauen.
Grundsätzlich sind die Bemühung der EAWU, mehr digitale Prozesse zu implementieren, schon spürbar. Allerdings muss man auch ehrlich sein: Transportwege, auf denen die Fahrzeuge digital mit der Infrastruktur verbunden sind oder sogar autonom fahren sind in Russland noch Zukunftsvision.
Lassen Sie uns stattdessen über die Gegenwart sprechen. Kam es in der Pandemiezeit zu Abweichungen im EAC-Zertifizierungsprozesses?
In Grunde konnten wir in der Pandemiezeit keine großen Abweichungen feststellen – die EAC-Zertifizierung fand und findet wie gewohnt statt. Ein Problem sind allerdings die Produktionsaudits, die aufgrund der Beschränkungen kaum stattfinden können. Sie finden mittlerweile im Online-Format statt, was im Großen und Ganzen ganz gut funktioniert. Glücklicherweise haben die Hersteller trotz Covid-19 weiterhin die Möglichkeit, Musterprodukte für Prüfungszwecke in ein akkreditiertes Labor in der EAWU zu senden.
Worauf sollten westliche Unternehmen bei der Auswahl eines Zertifizierungspartners Ihrer Meinung nach achten?
Es ist tatsächlich nicht ganz einfach, einen zuverlässigen und kompetenten Zertifizierungspartner für den Export nach Russland und die EAWU zu finden. Dazu muss man verstehen, dass die EAC-Zertifizierung erstens einen sehr analytischen Charakter hat und auf Grundlage von Produktprüfungen stattfindet. Diese Prüfungen müssen in Prüfprotokollen dokumentiert und unbedingt durch von der EAWU akkreditierte Prüflabore durchgeführt werden – nur in bestimmten Fällen werden interne Prüfprotokolle der Hersteller akzeptiert. Zweitens muss für die einzelnen TR EAWU-Richtlinien eine technische Dokumentation angefertigt werden. Oftmals ist hierbei die Anfertigung eines technischen Passes, einer Betriebsanleitung und einer Sicherheitsanalyse obligatorisch. Diese Prozesse sind per se aufwendig und setzen viel Wissen und Erfahrung voraus. Drittens muss ein guter Partner auch in der Lage sein, die Projekttermine einzuhalten, damit die Ware pünktlich beim Auftraggeber ankommt.
Inorms bezeichnet sich selbst als „Partner“ beim Export nach Russland und die EAWU. Auf welche Dienstleistungen legen Sie einen Schwerpunkt?
Wenn wir auf meine Beschreibung eines zuverlässigen Zertifizierungspartners zurückkommen, dann können wirtatsächlich alle drei beschriebenen Merkmale erfüllen. Unser Schwerpunkt liegt auf der EAC-Zertifizierung verschiedenster Produktkategorien, inklusive Medizintechnik und Medikamente. Darüber hinaus bietet wir unseren Kunden aber auch Zolldienstleistungen an und unterstützen sie bei der Projektlogistik.
Zoll, Logistik und Zertifizierung: „EAC-Zertifizierung ist ein aufwendiger Prozess“
Das deutsche Unternehmen Inorms kümmert sich um die Zertifizierung von Produkten, die für den russischen und eurasischen Markt bestimmt sind. Zertifizierungsspezialist Jegor Schatov erklärt, warum der Zertifizierungsprozess per se aufwendig ist und worauf man bei der Wahl eines zuverlässigen Partners achten sollte.
Herr Schatov, lassen Sie uns über Import und Zertifizierung sprechen. Seit Jahren wird innerhalb Russlands und den EAWU-Mitgliedstaaten über die Vereinfachung von Prozessen gesprochen. Auch die Digitalisierung soll dabei eine entscheidende Rolle spielen. Konnten Sie bereits Fortschritte beobachten?
In der Tat gab es über die Jahre viele kleine Verbesserungen beim Import- und Zertifizierungsprozess. Diese finden durch eine permanente Implementierung der neuen technische Regelwerken TR ZU/EAWU statt, die die bisherigen nationalen Regeln sowie die russische GOST und TR-Zertifizierung schrittweise außer Kraft setzen. Auffällig ist, dass die technischen Regelwerke der EAWU viele Gemeinsamkeiten mit den EU-Konformitätsrichtlinien aufweisen.
Grundsätzlich bieten diese Vereinfachungen viele Vorteile. Es ist schon sehr praktisch, mit einem einzigen EAC-Zertifikat bzw. einer EAC-Deklaration die Konformitätsvorschriften mehrerer Staaten gleichzeitig zu erfüllen. Zudem werden die erstellten Zertifikate und Deklarationen neuerdings in einem einheitlichen Register des nationalen Akkreditierungssystems gespeichert und sind dadurch online zugänglich, inklusive Informationen zum Hersteller, den angewendeten Normen, der durchgeführten Prüfungen und der Zulassungsdauer. Auch das ist ein Schritt nach vorne.
Die EAWU hat kürzlich Pläne angekündigt, ein länderübergreifendes Informationssystem für Zolldaten und nationale Mautsysteme zu sammeln und auszutauschen. Wie ernst nehmen Sie die Initiative und was sind derzeit die größten Herausforderungen?
Was die Importabwicklung von Waren in der EAWU angeht, so werden digitale Technologien hier schon seit Längerem angewandt, u. a. können Frachtpapiere und Zulassungsdokumente in Russland und Belarus fast überall digital eingereicht und verarbeitet werden. Und auch in Kasachstan, Armenien und Kirgisistan können die Spediteure seit 2018 ihre Zollerklärungen elektronisch einreichen.
Eine weitere, aktuelle Digitalisierungsmaßnahme ist die Kennzeichnung von Waren. Dabei müssen Informationen über das importierte Produkt, den Hersteller und den Herstellungsort zusammen mit der elektronischen Zollerklärung geführt und eingereicht werden. Russland will bis 2024 ein einheitliches nationales Kennzeichnungssystem in allen Industriezweigen aufbauen.
Grundsätzlich sind die Bemühung der EAWU, mehr digitale Prozesse zu implementieren, schon spürbar. Allerdings muss man auch ehrlich sein: Transportwege, auf denen die Fahrzeuge digital mit der Infrastruktur verbunden sind oder sogar autonom fahren sind in Russland noch Zukunftsvision.
Lassen Sie uns stattdessen über die Gegenwart sprechen. Kam es in der Pandemiezeit zu Abweichungen im EAC-Zertifizierungsprozesses?
In Grunde konnten wir in der Pandemiezeit keine großen Abweichungen feststellen – die EAC-Zertifizierung fand und findet wie gewohnt statt. Ein Problem sind allerdings die Produktionsaudits, die aufgrund der Beschränkungen kaum stattfinden können. Sie finden mittlerweile im Online-Format statt, was im Großen und Ganzen ganz gut funktioniert. Glücklicherweise haben die Hersteller trotz Covid-19 weiterhin die Möglichkeit, Musterprodukte für Prüfungszwecke in ein akkreditiertes Labor in der EAWU zu senden.
Worauf sollten westliche Unternehmen bei der Auswahl eines Zertifizierungspartners Ihrer Meinung nach achten?
Es ist tatsächlich nicht ganz einfach, einen zuverlässigen und kompetenten Zertifizierungspartner für den Export nach Russland und die EAWU zu finden. Dazu muss man verstehen, dass die EAC-Zertifizierung erstens einen sehr analytischen Charakter hat und auf Grundlage von Produktprüfungen stattfindet. Diese Prüfungen müssen in Prüfprotokollen dokumentiert und unbedingt durch von der EAWU akkreditierte Prüflabore durchgeführt werden – nur in bestimmten Fällen werden interne Prüfprotokolle der Hersteller akzeptiert. Zweitens muss für die einzelnen TR EAWU-Richtlinien eine technische Dokumentation angefertigt werden. Oftmals ist hierbei die Anfertigung eines technischen Passes, einer Betriebsanleitung und einer Sicherheitsanalyse obligatorisch. Diese Prozesse sind per se aufwendig und setzen viel Wissen und Erfahrung voraus. Drittens muss ein guter Partner auch in der Lage sein, die Projekttermine einzuhalten, damit die Ware pünktlich beim Auftraggeber ankommt.
Inorms bezeichnet sich selbst als „Partner“ beim Export nach Russland und die EAWU. Auf welche Dienstleistungen legen Sie einen Schwerpunkt?
Wenn wir auf meine Beschreibung eines zuverlässigen Zertifizierungspartners zurückkommen, dann können wirtatsächlich alle drei beschriebenen Merkmale erfüllen. Unser Schwerpunkt liegt auf der EAC-Zertifizierung verschiedenster Produktkategorien, inklusive Medizintechnik und Medikamente. Darüber hinaus bietet wir unseren Kunden aber auch Zolldienstleistungen an und unterstützen sie bei der Projektlogistik.
Dieser Artikel erschien in OstContact 2/2020. Erhältlich im owc Shop.