In Russland fallen jedes Jahr rund 70 Millionen Tonnen
Haushaltsabfälle an – Tendenz steigend. Davon wird nur ein geringer Teil
weiterverwertet.
Private Haushalte gehören nicht zu den
größten Abfallerzeugern in Russland. Dies sind traditionell der Bergbau, die
verarbeitende Industrie sowie die Energie- und Landwirtschaft. Dennoch ist das
Volumen der Haushaltsabfälle mit rund 70 Millionen Tonnen im Jahr fast doppelt
so groß wie in Deutschland – bei einer nur um 40 Prozent höheren Einwohnerzahl.
Das weit größere Problem ist dabei nicht die Abfallmenge, sondern die Entsorgung.
Während in Deutschland ein Großteil des Abfalls in Verbrennungsanlagen zur
Energiegewinnung genutzt oder in der Zementproduktion verwertet wird, landen in
Russland etwa 90 Prozent auf Deponien. Diesen Zustand kritisiert nun auch der
russische Rechnungshof, trotz der am 1. Januar 2019 offiziell eingeleiteten
Abfallreform. Die Behörde kritisiert, dass kaum mehr als 70 Prozent des Abfalls
tatsächlich recycelt werden. Einige Regionen stehen sogar am Rande des „Müll-Zusammenbruchs”,
dort werden in weniger als einem Jahr die Kapazitäten der vorhandenen Deponien
erschöpft sein.
Zur Erinnerung: Der Umgang mit dem Abfall
gilt in Russland als zu sorglos: Die Deponien wachsen unkontrolliert an,
Umweltgifte gelangen in Boden und Grundwasser. Insbesondere Probleme mit
giftigen Emissionen und verschmutztem Sickerwasser haben in den vergangenen
Jahren zu zahlreichen Protesten der örtlichen Bevölkerung geführt und die
russische Politik zum Handeln gezwungen. Um die politischen Pläne umzusetzen,
sollen bis 2024 über 4,2 Milliarden Euro an Investitionen in die
Hausmüllentsorgung fließen. Zwei Drittel davon müssen die
Entsorgungsunternehmen stemmen, ein Drittel kommt aus dem Staatshaushalt. In der
Realität kommt es derzeit jedoch zu strukturbedingten Problemen, mit denen sich
in erster Linie die Entsorgungsbetriebe auseinandersetzen müssen. Ein Problem
sind die niedrigen Abfallgebühren, mit denen sich kein effizientes, modernes
Entsorgungssystem aufbauen lässt. Auch deshalb hat das russische
Umweltministerium in der vergangenen Woche ein Gesetzesprojekt für
Steueranpassungen vorgestellt, mit dem eine Abfallreform stimuliert, Operateure
in den Regionen mehr Flexibilität erhalten und die Tarife verringert werden
sollen.
Neues aus dem Kreml zu Wirtschaft & Politik: Resteverwertung anstatt Abfallreform?
In Russland fallen jedes Jahr rund 70 Millionen Tonnen Haushaltsabfälle an – Tendenz steigend. Davon wird nur ein geringer Teil weiterverwertet.
Private Haushalte gehören nicht zu den größten Abfallerzeugern in Russland. Dies sind traditionell der Bergbau, die verarbeitende Industrie sowie die Energie- und Landwirtschaft. Dennoch ist das Volumen der Haushaltsabfälle mit rund 70 Millionen Tonnen im Jahr fast doppelt so groß wie in Deutschland – bei einer nur um 40 Prozent höheren Einwohnerzahl. Das weit größere Problem ist dabei nicht die Abfallmenge, sondern die Entsorgung. Während in Deutschland ein Großteil des Abfalls in Verbrennungsanlagen zur Energiegewinnung genutzt oder in der Zementproduktion verwertet wird, landen in Russland etwa 90 Prozent auf Deponien. Diesen Zustand kritisiert nun auch der russische Rechnungshof, trotz der am 1. Januar 2019 offiziell eingeleiteten Abfallreform. Die Behörde kritisiert, dass kaum mehr als 70 Prozent des Abfalls tatsächlich recycelt werden. Einige Regionen stehen sogar am Rande des „Müll-Zusammenbruchs”, dort werden in weniger als einem Jahr die Kapazitäten der vorhandenen Deponien erschöpft sein.
Zur Erinnerung: Der Umgang mit dem Abfall gilt in Russland als zu sorglos: Die Deponien wachsen unkontrolliert an, Umweltgifte gelangen in Boden und Grundwasser. Insbesondere Probleme mit giftigen Emissionen und verschmutztem Sickerwasser haben in den vergangenen Jahren zu zahlreichen Protesten der örtlichen Bevölkerung geführt und die russische Politik zum Handeln gezwungen. Um die politischen Pläne umzusetzen, sollen bis 2024 über 4,2 Milliarden Euro an Investitionen in die Hausmüllentsorgung fließen. Zwei Drittel davon müssen die Entsorgungsunternehmen stemmen, ein Drittel kommt aus dem Staatshaushalt. In der Realität kommt es derzeit jedoch zu strukturbedingten Problemen, mit denen sich in erster Linie die Entsorgungsbetriebe auseinandersetzen müssen. Ein Problem sind die niedrigen Abfallgebühren, mit denen sich kein effizientes, modernes Entsorgungssystem aufbauen lässt. Auch deshalb hat das russische Umweltministerium in der vergangenen Woche ein Gesetzesprojekt für Steueranpassungen vorgestellt, mit dem eine Abfallreform stimuliert, Operateure in den Regionen mehr Flexibilität erhalten und die Tarife verringert werden sollen.