Die Europäische Union importiert riesige Mengen von in Russland hergestellten Düngemitteln. Sie werden aus Erdgas hergestellt und oft zu Dumpingpreisen verkauft. Das berichtet die polnische Tageszeitung „Rzeczpospolita“. Europa mache sich, beinahe ohne es zu merken, von russischen Düngemitteln abhängig. Die Situation sei vergleichbar mit der Entwicklung, die zur Abhängigkeit von russischem Gas geführt hat, argumentiert Svein Tore Holseter, CEO des norwegischen Unternehmens Yara, eines der weltweit größten Hersteller von Stickstoff-Mineraldüngern, gegenüber der „Financial Times“. Die russischen Gasexporte nach Europa gingen 2022 infolge der russischen Aggression in der Ukraine und der Erpressung der EU-Kunden durch Gazprom zurück, von denen die Russen die Zahlung in Rubel und die Zustimmung zur Inbetriebnahme der Nord Stream 2-Pipeline erzwingen wollten. Diesmal gaben die EU-Länder nicht nach und fanden schnell andere Bezugsquellen. Es stellte sich heraus, dass Gas auf der Welt reichlich vorhanden ist, wie die „Rzeczpospolita“ argumentiert. Anstatt die Grenze zur Ukraine zu blockieren, sollten die polnischen Landwirte an die Grenze zu Russland gegen die Einfuhr von Düngemitteln protestieren, so das Blatt. Polen führte den dritten Monat in Folge die berüchtigte Liste der größten Düngemittelimporteure der EU aus Russland an. Im Frühjahr 2023 hatte die Chefin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, erklärt, dass die EU ihre Abhängigkeit von russischem Öl und Gas überwunden habe. Ihrer Einschätzung nach sind die Gasimporte nach Europa innerhalb von acht Monaten um 80% zurückgegangen. Gazprom hat seine größte Einnahmequelle verloren und ist zu einem tertiären Akteur auf dem Gasmarkt geworden. Allerdings sind eben nicht alle russischen Rohstoffe vom Gemeinschaftsmarkt verschwunden. Laut Holseter sind Düngemittel das „neue Gas“. Stickstoffdünger und Harnstoff, die für den Anbau benötigt werden, werden nämlich aus Erdgas hergestellt. Russland setzt Lebensmittel wie eine Waffe ein, also wird die EU Zölle als Embargo auf Getreideimporte verhängen, schreibt die „Financial Times“ unter Berufung auf Interviews mit Beamten der Europäischen Kommission. Die Preise für Düngemittel sind stark gestiegen, seit der Kreml im Februar 2022 den Krieg gegen die Ukraine entfachte und den Bezug von russischem Gas einschränkte. Seitdem sind die Düngemittelpreise gesunken, da die Gaspreise fielen, aber die europäische Industrie hat weiterhin zu kämpfen, und Importe aus Russland nehmen einen großen Teil des Marktes ein, erklärte Holseter. Russland verkauft seine Düngemittel mit Preisnachlässen, oft zu Dumpingpreisen, solange es Kunden gewinnen und halten kann. Der Norweger warnte davor, dass der Kreml seine Position auf dem Düngemittelmarkt für politischen Druck und Erpressung nutzen könnte, wie er es beim Gas getan hat. „Wenn man etwas produziert, das so wichtig für die Nahrungsmittelproduktion ist, ist das ein mächtiges Werkzeug“, betonte der Yara-Chef. Laut den in der Veröffentlichung zitierten Eurostat-Daten sind die Stickstoffdüngereinfuhren in die EU zwischen 2022 und 2023 um 34% gestiegen, wobei rund ein Drittel des Gesamtangebots auf Russland entfalle. Die Einfuhren von Harnstoff, einem der beliebtesten Stickstoffdünger, stiegen im Vergleich zum Zeitraum von 2020 bis 2021 um 53%, wovon 40% aus Russland stammten. In dieser Saison haben sich die Lieferungen zwar verlangsamt, aber der Anteil des russischen Harnstoffs macht immer noch fast ein Drittel aller EU-Einfuhren aus. Daher sind Sanktionen gegen Düngemittel aus Russland und Belarus ebenso notwendig wie gegen russisches und belarussisches Getreide. Ohne sie werden die Einfuhren vielleicht teurer, aber es wird weder bei Getreide noch bei Düngemitteln zu Engpässen kommen, denn von beidem gebe es auf der Welt genug, ebenso wie von Gas. Und der Kreml werde eine wichtige Quelle hoher Einnahmen verlieren, so die „Rzeczpospolita“.
OID+: EU-Bedarf an Düngemitteln neues Druckmittel Moskaus
Die Europäische Union importiert riesige Mengen von in Russland hergestellten Düngemitteln. Sie werden aus Erdgas hergestellt und oft zu Dumpingpreisen verkauft. Das berichtet die polnische Tageszeitung „Rzeczpospolita“. Europa mache sich, beinahe ohne es zu merken, von russischen Düngemitteln abhängig.
Die Situation sei vergleichbar mit der Entwicklung, die zur Abhängigkeit von russischem Gas geführt hat, argumentiert Svein Tore Holseter, CEO des norwegischen Unternehmens Yara, eines der weltweit größten Hersteller von Stickstoff-Mineraldüngern, gegenüber der „Financial Times“. Die russischen Gasexporte nach Europa gingen 2022 infolge der russischen Aggression in der Ukraine und der Erpressung der EU-Kunden durch Gazprom zurück, von denen die Russen die Zahlung in Rubel und die Zustimmung zur Inbetriebnahme der Nord Stream 2-Pipeline erzwingen wollten. Diesmal gaben die EU-Länder nicht nach und fanden schnell andere Bezugsquellen. Es stellte sich heraus, dass Gas auf der Welt reichlich vorhanden ist, wie die „Rzeczpospolita“ argumentiert. Anstatt die Grenze zur Ukraine zu blockieren, sollten die polnischen Landwirte an die Grenze zu Russland gegen die Einfuhr von Düngemitteln protestieren, so das Blatt. Polen führte den dritten Monat in Folge die berüchtigte Liste der größten Düngemittelimporteure der EU aus Russland an.
Im Frühjahr 2023 hatte die Chefin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, erklärt, dass die EU ihre Abhängigkeit von russischem Öl und Gas überwunden habe. Ihrer Einschätzung nach sind die Gasimporte nach Europa innerhalb von acht Monaten um 80% zurückgegangen. Gazprom hat seine größte Einnahmequelle verloren und ist zu einem tertiären Akteur auf dem Gasmarkt geworden.
Allerdings sind eben nicht alle russischen Rohstoffe vom Gemeinschaftsmarkt verschwunden. Laut Holseter sind Düngemittel das „neue Gas“. Stickstoffdünger und Harnstoff, die für den Anbau benötigt werden, werden nämlich aus Erdgas hergestellt. Russland setzt Lebensmittel wie eine Waffe ein, also wird die EU Zölle als Embargo auf Getreideimporte verhängen, schreibt die „Financial Times“ unter Berufung auf Interviews mit Beamten der Europäischen Kommission. Die Preise für Düngemittel sind stark gestiegen, seit der Kreml im Februar 2022 den Krieg gegen die Ukraine entfachte und den Bezug von russischem Gas einschränkte.
Seitdem sind die Düngemittelpreise gesunken, da die Gaspreise fielen, aber die europäische Industrie hat weiterhin zu kämpfen, und Importe aus Russland nehmen einen großen Teil des Marktes ein, erklärte Holseter. Russland verkauft seine Düngemittel mit Preisnachlässen, oft zu Dumpingpreisen, solange es Kunden gewinnen und halten kann. Der Norweger warnte davor, dass der Kreml seine Position auf dem Düngemittelmarkt für politischen Druck und Erpressung nutzen könnte, wie er es beim Gas getan hat. „Wenn man etwas produziert, das so wichtig für die Nahrungsmittelproduktion ist, ist das ein mächtiges Werkzeug“, betonte der Yara-Chef.
Laut den in der Veröffentlichung zitierten Eurostat-Daten sind die Stickstoffdüngereinfuhren in die EU zwischen 2022 und 2023 um 34% gestiegen, wobei rund ein Drittel des Gesamtangebots auf Russland entfalle. Die Einfuhren von Harnstoff, einem der beliebtesten Stickstoffdünger, stiegen im Vergleich zum Zeitraum von 2020 bis 2021 um 53%, wovon 40% aus Russland stammten.
In dieser Saison haben sich die Lieferungen zwar verlangsamt, aber der Anteil des russischen Harnstoffs macht immer noch fast ein Drittel aller EU-Einfuhren aus. Daher sind Sanktionen gegen Düngemittel aus Russland und Belarus ebenso notwendig wie gegen russisches und belarussisches Getreide. Ohne sie werden die Einfuhren vielleicht teurer, aber es wird weder bei Getreide noch bei Düngemitteln zu Engpässen kommen, denn von beidem gebe es auf der Welt genug, ebenso wie von Gas. Und der Kreml werde eine wichtige Quelle hoher Einnahmen verlieren, so die „Rzeczpospolita“.