Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat eine massive Abwanderung von Fachkräften ausgelöst, und die Folgen für die Wirtschaft werden immer deutlicher. Das schreibt die Wirtschaftspublikation „Business Insider“. Seit Wladimir Putins Invasion im Februar 2022 ist die Auswanderung aus Russland explosionsartig angestiegen, wobei einige Schätzungen die Zahl der Abwanderer auf 1 Mio Menschen beziffern. Eine aktuelle Analyse der politischen Plattform „Re: Russia“ grenzt die Zahl auf 817.000 bis 922.000 ein. Dies hat zu einem rekordverdächtigen Arbeitskräftemangel beigetragen: Im Juli waren 42% der Industrieunternehmen nicht in der Lage, genügend Arbeitskräfte zu finden, während es im April noch 35% waren. Auch die Zusammensetzung der russischen Abwanderung deutet darauf hin, dass die besten und klügsten Köpfe aus dem Land fliehen. Während eine Reihe westlicher Sanktionen viele dazu veranlasste, das Land aus wirtschaftlichen Gründen zu verlassen, flohen andere, um dem Militärdienst zu entgehen, wodurch sich die Zahlen in Richtung jüngerer Russen verschieben. Der Anteil der Arbeitnehmer unter 35 Jahren an der Erwerbsbevölkerung ist mit weniger als 30% so niedrig wie seit 20 Jahren nicht mehr. Einem Bericht des französischen Instituts für internationale Beziehungen zufolge sind 86% derjenigen, die Russland verlassen haben, unter 45 Jahre alt, und 80% haben einen Hochschulabschluss. Ein Kreml-Beamter schätzte im vergangenen Jahr, dass bis 2022 mindestens 100.000 IT-Fachleute Russland den Rücken kehren werden. Darüber hinaus deuten die Daten darauf hin, dass die geflüchteten Russen deutlich wohlhabender waren als der Durchschnitt, da fast 11,5% der persönlichen Ersparnisse, die Ende 2021 auf russischen Banken lagen, 2022 ins Ausland transferiert wurden, was etwa 4 Bill Rubel (41,5 Mrd US-Dollar) entspricht. Eine schrumpfende Zahl qualifizierter Fachkräfte ist ein schlechtes Omen für die russische Wirtschaft. Wenn hochqualifizierte Arbeitskräfte abwandern, gehen mit ihnen auch die wirtschaftlichen Möglichkeiten verloren, was den Lebensstandard in Russland auf das Niveau anderer ehemaliger Sowjetstaaten bringen werde, so das Atlantic Council in einem Bericht. Ohne die Zuwanderung von Arbeitskräften, die die Lücke füllen, und in Verbindung mit sinkenden Geburtenraten werde die russische Wirtschaft voraussichtlich schrumpfen. Das Atlantic Council schätzt, dass das russische BIP, gemessen an der Kaufkraftparität (KKP), im Jahr 2026 hinter das indonesische zurückfallen wird – fast zwei Jahre früher, als dies der Fall gewesen wäre, wenn Putin seinen Krieg gegen die Ukraine nicht begonnen hätte. Die beiden Länder werden den Platz als sechst- und siebtgrößte Volkswirtschaften der Welt nach KKP tauschen. Sicherlich werden die westlichen Sanktionen, die Russlands Zugang zu fortschrittlichen Technologien einschränken, das BIP ebenfalls belasten. Mit dem Vergleich mit Indonesien weist der Bericht jedoch auf einen gemeinsamen entscheidenden Faktor hin. „Der Abstieg Russlands und der Aufstieg Indonesiens werden zu einem großen Teil vom selben Faktor angetrieben: den Menschen. Russland leidet unter einer akuten Abwanderung von Fachkräften, während Indonesiens Erwerbsbevölkerung wächst“, schreibt das Council. „Vor allem die gebildete Berufsgruppe in Indonesien wächst, während diejenige in Russland schrumpft. Dieser Kontrast macht den baldigen Tausch der beiden Länder in der Liste der größten Volkswirtschaften der Welt bemerkenswert. Das Zentrum der wirtschaftlichen Schwerkraft der Welt verschiebt sich.“ In Indonesien wachse nicht nur die Zahl der Arbeitskräfte, sondern der Zustrom hochqualifizierter Arbeitskräfte habe auch dazu beigetragen, den privaten Konsum im Land anzukurbeln, heißt es weiter. Infolgedessen werde China auf die wachsende Konsumbereitschaft Indonesiens aufmerksam, und die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern werden sich wahrscheinlich verstärken. Dies dürfte die Wachstumsaussichten für Russland, das seit Beginn des Krieges zunehmend vom Handel mit Peking abhängig ist, weiter eintrüben. „Obwohl Russland im Moment ein wichtiger Exportmarkt für chinesische Hersteller sein mag, da es sich beeilt, die Lücken zu füllen, die der Rückzug westlicher Unternehmen hinterlässt, sind seine langfristigen Wachstumsaussichten bestenfalls stagnierend und eher negativ“, so der Bericht.
OID+: Fachkräftemangel immer dramatischer
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat eine massive Abwanderung von Fachkräften ausgelöst, und die Folgen für die Wirtschaft werden immer deutlicher. Das schreibt die Wirtschaftspublikation „Business Insider“.
Seit Wladimir Putins Invasion im Februar 2022 ist die Auswanderung aus Russland explosionsartig angestiegen, wobei einige Schätzungen die Zahl der Abwanderer auf 1 Mio Menschen beziffern. Eine aktuelle Analyse der politischen Plattform „Re: Russia“ grenzt die Zahl auf 817.000 bis 922.000 ein. Dies hat zu einem rekordverdächtigen Arbeitskräftemangel beigetragen: Im Juli waren 42% der Industrieunternehmen nicht in der Lage, genügend Arbeitskräfte zu finden, während es im April noch 35% waren.
Auch die Zusammensetzung der russischen Abwanderung deutet darauf hin, dass die besten und klügsten Köpfe aus dem Land fliehen. Während eine Reihe westlicher Sanktionen viele dazu veranlasste, das Land aus wirtschaftlichen Gründen zu verlassen, flohen andere, um dem Militärdienst zu entgehen, wodurch sich die Zahlen in Richtung jüngerer Russen verschieben. Der Anteil der Arbeitnehmer unter 35 Jahren an der Erwerbsbevölkerung ist mit weniger als 30% so niedrig wie seit 20 Jahren nicht mehr.
Einem Bericht des französischen Instituts für internationale Beziehungen zufolge sind 86% derjenigen, die Russland verlassen haben, unter 45 Jahre alt, und 80% haben einen Hochschulabschluss. Ein Kreml-Beamter schätzte im vergangenen Jahr, dass bis 2022 mindestens 100.000 IT-Fachleute Russland den Rücken kehren werden. Darüber hinaus deuten die Daten darauf hin, dass die geflüchteten Russen deutlich wohlhabender waren als der Durchschnitt, da fast 11,5% der persönlichen Ersparnisse, die Ende 2021 auf russischen Banken lagen, 2022 ins Ausland transferiert wurden, was etwa 4 Bill Rubel (41,5 Mrd US-Dollar) entspricht.
Eine schrumpfende Zahl qualifizierter Fachkräfte ist ein schlechtes Omen für die russische Wirtschaft. Wenn hochqualifizierte Arbeitskräfte abwandern, gehen mit ihnen auch die wirtschaftlichen Möglichkeiten verloren, was den Lebensstandard in Russland auf das Niveau anderer ehemaliger Sowjetstaaten bringen werde, so das Atlantic Council in einem Bericht. Ohne die Zuwanderung von Arbeitskräften, die die Lücke füllen, und in Verbindung mit sinkenden Geburtenraten werde die russische Wirtschaft voraussichtlich schrumpfen. Das Atlantic Council schätzt, dass das russische BIP, gemessen an der Kaufkraftparität (KKP), im Jahr 2026 hinter das indonesische zurückfallen wird – fast zwei Jahre früher, als dies der Fall gewesen wäre, wenn Putin seinen Krieg gegen die Ukraine nicht begonnen hätte. Die beiden Länder werden den Platz als sechst- und siebtgrößte Volkswirtschaften der Welt nach KKP tauschen.
Sicherlich werden die westlichen Sanktionen, die Russlands Zugang zu fortschrittlichen Technologien einschränken, das BIP ebenfalls belasten. Mit dem Vergleich mit Indonesien weist der Bericht jedoch auf einen gemeinsamen entscheidenden Faktor hin. „Der Abstieg Russlands und der Aufstieg Indonesiens werden zu einem großen Teil vom selben Faktor angetrieben: den Menschen. Russland leidet unter einer akuten Abwanderung von Fachkräften, während Indonesiens Erwerbsbevölkerung wächst“, schreibt das Council. „Vor allem die gebildete Berufsgruppe in Indonesien wächst, während diejenige in Russland schrumpft. Dieser Kontrast macht den baldigen Tausch der beiden Länder in der Liste der größten Volkswirtschaften der Welt bemerkenswert. Das Zentrum der wirtschaftlichen Schwerkraft der Welt verschiebt sich.“
In Indonesien wachse nicht nur die Zahl der Arbeitskräfte, sondern der Zustrom hochqualifizierter Arbeitskräfte habe auch dazu beigetragen, den privaten Konsum im Land anzukurbeln, heißt es weiter. Infolgedessen werde China auf die wachsende Konsumbereitschaft Indonesiens aufmerksam, und die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern werden sich wahrscheinlich verstärken. Dies dürfte die Wachstumsaussichten für Russland, das seit Beginn des Krieges zunehmend vom Handel mit Peking abhängig ist, weiter eintrüben. „Obwohl Russland im Moment ein wichtiger Exportmarkt für chinesische Hersteller sein mag, da es sich beeilt, die Lücken zu füllen, die der Rückzug westlicher Unternehmen hinterlässt, sind seine langfristigen Wachstumsaussichten bestenfalls stagnierend und eher negativ“, so der Bericht.