Die überraschende Entscheidung des geldpolitischen Rates, den Referenzsatz der Polnischen Nationalbank (NBP) um 0,75 Prozentpunkte auf 6% zu senken, wird natürlich zu einem Anstieg der Inflation führen. Aber es wird ein unmerklicher Anstieg sein. Das schreibt die polnische Tageszeitung „Rzeczpospolita“ in einer Analyse. Jüngste Prognosen der NBP deuten darauf hin, dass die Inflation in anderthalb Jahren bei unveränderten Zinssätzen in der Größenordnung von 4% liegen wird, während eine so starke und umfangreiche Zinssenkung nur 0,2 Prozentpunkte dazu beitragen wird. Die Entscheidung des Geldpolitischen Rates der NBP ist jedoch aus einem anderen Grund schädlich: Sie bestätigt die Unberechenbarkeit der Nationalbank. Der Präsident der Institution, Adam Glapiński, erklärte jetzt, dass die Zinssenkungen im Grunde schon vor drei Monaten hätten beginnen können. Der Rat hat eine solche Entscheidung hinausgezögert, weil er sicher sein wollte, dass sich die Inflation in einem anhaltenden Abwärtstrend befindet. Dies ist nun der Fall, weshalb er sich zu einer abrupten Anpassung der Zinssätze entschlossen habe. Warum hat Präsident Glapiński im Juli nicht auf eine solche Möglichkeit hingewiesen, als er von der Aussicht auf eine „leichte“ Zinssenkung nach den Ferien sprach? Nun verwies er auf eine „radikale Veränderung der Situation im Umfeld der polnischen Wirtschaft“, also vor allem auf die Rezession in Deutschland. Aber eine panische Zinssenkung in Polen wird daran nichts ändern. Daher ist es schwer, eine solche Zinssenkung nicht im Zusammenhang mit den bevorstehenden Parlamentswahlen im Oktober zu sehen. Es scheint, dass Glapiński den Polen zeigen wollte, dass die Inflationskrise hinter ihnen liegt. Die „Rzeczpospolita“ bemüht, um die Lage einzuordnen, einen Vergleich zur Situation in der Türkei. In den letzten zehn Jahren gab es in der Türkei sechs Zentralbankgouverneure. In der Regel verloren sie ihr Amt, weil Präsident Recep Erdogan die Straffung der Geldpolitik nicht gefiel. Als Sahap Kavcioglu 2021 Chef der türkischen Zentralbank wurde, lag der Leitzins bei 19%, vor einem Jahr bereits bei 13% und im Februar dieses Jahres war er sogar auf 8,5% gesunken. Die Inflation in der Türkei erreichte im Oktober 2022 ihren Rekord. Der Basiseffekt und billigere Brennstoffe bremsten die Inflation und sie fiel im Mai dieses Jahres auf 39,4%. Im selben Monat wurde Erdogan als Präsident wiedergewählt. Einige Wochen später ersetzte er das Wirtschaftsteam in der Regierung. Denn die Reserven der Zentralbank schmolzen rapide und die Lira wurde immer schwächer. Der neue Chef der Zentralbank ist der 44-jährige Hafize Gaye Erkan, ein an der Wall Street hoch angesehener Finanzier. Und gleich bei der ersten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses wurde der Zinssatz auf 15% angehoben. Heute liegt er bereits bei 25%. Vergleiche der NBP mit der türkischen Zentralbank sind bisher vor allem auf der Seite der Opposition erschienen. Sie scheinen immer noch Übertreibungen zu sein. Aber man könne sich jetzt von der Illusion verabschieden, dass die NBP unter der Leitung von Glapiński eine unabhängige Zentralbank ist, die sich aus der nicht-monetären Politik heraushält, schreibt die Tageszeitung aus Warschau. Ihre Verstrickung in die Unterstützung der PiS-geführten Regierung ist nicht besonders verschleiert, und die Pressekonferenzen des NBP-Präsidenten ähneln längst Wahlkampfveranstaltungen. Die NBP ist in den letzten Jahren völlig unberechenbar geworden, wie die Entscheidung des Geldpolitischen Rates vom Mittwoch bestätigt. Unterdessen bekräftigte der größte Widersacher Glapińskis im Geldpolitischen Rat, Ludwik Kotecki, seine ablehnende Haltung zu der jüngsten Zinsentscheidung im Gespräch mit dem „Business Insider Polska“. „Das Schlimmste, was uns passieren könnte, wäre, wenn die Öffentlichkeit denken würde, dass die NBP andere Ziele verfolgt als die Preisstabilität und den Wert des Zloty. Aus diesem Grund wurde die Zinssenkung um 75 Basispunkte von den Märkten als Fehler angesehen. Dadurch wurde die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik beeinträchtigt. Unabhängig von der tatsächlichen Sachlage wird die Zinssenkung leider als Wahlkampfmaßnahme interpretiert“, sagte Kotecki.
OID+: Zinssenkung lässt Nationalbank politisch erscheinen
Die überraschende Entscheidung des geldpolitischen Rates, den Referenzsatz der Polnischen Nationalbank (NBP) um 0,75 Prozentpunkte auf 6% zu senken, wird natürlich zu einem Anstieg der Inflation führen. Aber es wird ein unmerklicher Anstieg sein. Das schreibt die polnische Tageszeitung „Rzeczpospolita“ in einer Analyse.
Jüngste Prognosen der NBP deuten darauf hin, dass die Inflation in anderthalb Jahren bei unveränderten Zinssätzen in der Größenordnung von 4% liegen wird, während eine so starke und umfangreiche Zinssenkung nur 0,2 Prozentpunkte dazu beitragen wird. Die Entscheidung des Geldpolitischen Rates der NBP ist jedoch aus einem anderen Grund schädlich: Sie bestätigt die Unberechenbarkeit der Nationalbank. Der Präsident der Institution, Adam Glapiński, erklärte jetzt, dass die Zinssenkungen im Grunde schon vor drei Monaten hätten beginnen können. Der Rat hat eine solche Entscheidung hinausgezögert, weil er sicher sein wollte, dass sich die Inflation in einem anhaltenden Abwärtstrend befindet. Dies ist nun der Fall, weshalb er sich zu einer abrupten Anpassung der Zinssätze entschlossen habe.
Warum hat Präsident Glapiński im Juli nicht auf eine solche Möglichkeit hingewiesen, als er von der Aussicht auf eine „leichte“ Zinssenkung nach den Ferien sprach? Nun verwies er auf eine „radikale Veränderung der Situation im Umfeld der polnischen Wirtschaft“, also vor allem auf die Rezession in Deutschland. Aber eine panische Zinssenkung in Polen wird daran nichts ändern. Daher ist es schwer, eine solche Zinssenkung nicht im Zusammenhang mit den bevorstehenden Parlamentswahlen im Oktober zu sehen. Es scheint, dass Glapiński den Polen zeigen wollte, dass die Inflationskrise hinter ihnen liegt.
Die „Rzeczpospolita“ bemüht, um die Lage einzuordnen, einen Vergleich zur Situation in der Türkei. In den letzten zehn Jahren gab es in der Türkei sechs Zentralbankgouverneure. In der Regel verloren sie ihr Amt, weil Präsident Recep Erdogan die Straffung der Geldpolitik nicht gefiel. Als Sahap Kavcioglu 2021 Chef der türkischen Zentralbank wurde, lag der Leitzins bei 19%, vor einem Jahr bereits bei 13% und im Februar dieses Jahres war er sogar auf 8,5% gesunken. Die Inflation in der Türkei erreichte im Oktober 2022 ihren Rekord. Der Basiseffekt und billigere Brennstoffe bremsten die Inflation und sie fiel im Mai dieses Jahres auf 39,4%. Im selben Monat wurde Erdogan als Präsident wiedergewählt. Einige Wochen später ersetzte er das Wirtschaftsteam in der Regierung. Denn die Reserven der Zentralbank schmolzen rapide und die Lira wurde immer schwächer.
Der neue Chef der Zentralbank ist der 44-jährige Hafize Gaye Erkan, ein an der Wall Street hoch angesehener Finanzier. Und gleich bei der ersten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses wurde der Zinssatz auf 15% angehoben. Heute liegt er bereits bei 25%.
Vergleiche der NBP mit der türkischen Zentralbank sind bisher vor allem auf der Seite der Opposition erschienen. Sie scheinen immer noch Übertreibungen zu sein. Aber man könne sich jetzt von der Illusion verabschieden, dass die NBP unter der Leitung von Glapiński eine unabhängige Zentralbank ist, die sich aus der nicht-monetären Politik heraushält, schreibt die Tageszeitung aus Warschau.
Ihre Verstrickung in die Unterstützung der PiS-geführten Regierung ist nicht besonders verschleiert, und die Pressekonferenzen des NBP-Präsidenten ähneln längst Wahlkampfveranstaltungen. Die NBP ist in den letzten Jahren völlig unberechenbar geworden, wie die Entscheidung des Geldpolitischen Rates vom Mittwoch bestätigt.
Unterdessen bekräftigte der größte Widersacher Glapińskis im Geldpolitischen Rat, Ludwik Kotecki, seine ablehnende Haltung zu der jüngsten Zinsentscheidung im Gespräch mit dem „Business Insider Polska“. „Das Schlimmste, was uns passieren könnte, wäre, wenn die Öffentlichkeit denken würde, dass die NBP andere Ziele verfolgt als die Preisstabilität und den Wert des Zloty. Aus diesem Grund wurde die Zinssenkung um 75 Basispunkte von den Märkten als Fehler angesehen. Dadurch wurde die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik beeinträchtigt. Unabhängig von der tatsächlichen Sachlage wird die Zinssenkung leider als Wahlkampfmaßnahme interpretiert“, sagte Kotecki.